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NIV-Initialisierung im Kindesalter: Einstellen von PEEP und Psupport im NIV/NIV-ST-Modus

Artikel

Autor: Süha Demirakca

Datum: 19.12.2018

Der Erfolg der NIV hängt von der richtigen Auswahl der Geräte und der Anpassung der Einstellungen an das jeweilige Kind ab. In diesem „Bedside Tip“ zeigen wir Ihnen die Ersteinstellungen der wichtigsten Parameter bei der Anwendung der NIV-Therapie bei Kindern.
NIV-Initialisierung im Kindesalter: Einstellen von PEEP und Psupport im NIV/NIV-ST-Modus

Bevor Beginn der Therapie

Vor Beginn jeder Therapieform muss jedoch die Beruhigung des Kindes und sein Wohlbefinden oberste Priorität haben. Ein Kind, das unter Atemnot leidet, ist in der Regel sehr verängstigt! Daher ist es hilfreich, die anstehenden Behandlungsmaßnahmen mit dem Kind altersgerecht und im Beisein der Eltern zu besprechen. Wichtig sind auch die folgenden Überlegungen:

  • Eine adäquate Überwachung sollte die Atemfrequenz, die Herzfrequenz und den SpO2-Wert sowie die klinische Beobachtung der Dyspnoe und falls  verfügbar, die transkutane CO2-Messung umfassen (Kapillarentnahmen zur Blutgasanalyse können sparsam eingesetzt werden).  
  • Um die NIV-Therapie als erfolgreich zu bewerten, sollte innerhalb von 2-6 Stunden eine Verbesserung des Patientenzustands klinisch sichtbar sein.
  • Das Einlegen einer Magensonde zur Entfernung von Luft aus dem Magen oder die Verwendung einer vorhandenen Gastrostomie zu diesem Zweck ist unerlässlich, um zu verhindern, dass die Überdruckbeatmung zu einer Überdehnung des Magens führt.
  • Medikamente zur Ruhigstellung des Patienten sollten nicht prophylaktisch, sondern angepasst an den Patientenzustand, entsprechend des Protokolls Ihres Krankenhauses verabreicht werden.
  • Nachdem Sie ein passendes Interface ausgewählt haben, sollten Sie ein Minimum an Druck applizieren und dem Kind zeigen, wie es funktioniert. Möglicherweise möchten Sie einen Hydrokolloid anlegen, um die Haut im Gesicht des Kindes zu schützen. In der Akutversorgung sollte eine oronasale Maske oder eine Full- Face Maske das bevorzugte Interface sein.

Positiver endexpiratorischer Druck (PEEP)

Beginnen Sie mit einem PEEP von 4 cmH2O (je nachdem, wie empfindlich das Kind ist, ist auch weniger möglich). Erhöhen Sie den PEEP allmählich in Schritten von 1-2 cmH2O, um den Patienten mit der Behandlung vertraut zu machen, bis Sie das angestrebte Optimum für die funktionelle Residualkapazität (FRC) erreicht haben. 

Zielparameter:

  • S/F-Verhältnis
  • Röntgenbild des Brustkorbs

Höchstwerte: Ein PEEP von mehr als 8-10 cmH2O ist in der Regel nicht erforderlich und bringt mehr Nachteile als Vorteile mit sich. Wenn ein höherer PEEP erforderlich ist, sollten Sie den Patienten intubieren.

Druckunterstützung mit PEEP (Psupport)

Dies entlastet den Patienten von einem Großteil der Atemarbeit und damit der Dyspnoe. Beginnen Sie den Psupport mit 1-2 cmH2O und erhöhen Sie ihn schrittweise um 1-2 cmH2O, um den Patienten daran zu gewöhnen, bis Sie eine klinisch offensichtliche Erleichterung von Dyspnoe und Atemarbeit feststellen können.

Zielparameter:

  • Atemfrequenz
  • Klinische Beobachtung der Atemarbeit und ausreichende Unterstützung zur Befriedigung des Atemantriebs
  • Verbesserung oder mittelfristige Stabilisierung des transkutanen CO2

Höchstwerte: In der Regel sind nicht mehr als 10-12 cmH2O notwendig (siehe "Spitzendruck").

Screenshot showing PEEP setting
Abbildung 1
Screenshot showing PEEP setting
Abbildung 1
Screenshot showing settings for Psupport
Abbildung 2
Screenshot showing settings for Psupport
Abbildung 2

Spitzendruck

Der Spitzendruck sollte nicht mehr als 20-22 cmH2O betragen. Damit wird zum einen vermieden, dass der Öffnungsdruck der Speiseröhre überschritten wird, was zu einer Überdehnung des Magens führen kann. Zum anderen wird verhindert, dass der transpulmonale Druck auf mehr als 30 cmH2O ansteigt, was das Risiko einer Lungenschädigung erheblich erhöhen kann.
 

Inspiratorischer Trigger

Beginnen Sie mit 1 l/min, erhöhen oder senken Sie die Triggerempfindlichkeit schrittweise in 0,1 l/min, damit kein Autotriggering auftritt und gleichzeitig die Inzidenz ineffektiver Bemühungen so gering wie möglich ist.

Zielparameter:

  • Vermeidung von Autotriggerung
  • Vermeidung von ineffektiven Bemühungen des Patienten

Rampe

Start mit 100 ms.

Zielparameter:

  • Zeit so kurz wie möglich, je nach Toleranz des Patienten (eine zu schnelle Rampeneinstellung kann zu Unbehagen führen)
  • Vermeidung von "Overshoot" (höchster Druck zu Beginn des Spitzendruckplateaus)
     
Screenshot showing flowtrigger setting
Abbildung 3
Screenshot showing flowtrigger setting
Abbildung 3
Screenshot showing settings for Pramp
Abbildung 4
Screenshot showing settings for Pramp
Abbildung 4

Exspiratorische Triggerempfindlichkeit (ETS) 

Die Einstellung der exspiratorischen Triggersensitivität bestimmt, bei welchem Prozentsatz des inspiratorischen Spitzenflows der Atemzug abgeschaltet wird.

Beginnen Sie mit einer ETS von 35 %.

Zielparameter:

  • Patientenkomfort
  • Ruhige Atmung
  • Vermeidung von Doppeltriggerung (ETS zu kurz)
  • Vermeidung von Late Cycling (Verzerrung oder abrupter Abfall am Ende der Flowkurve und verpasster Wendepunkt), höchster Druck am Ende des Spitzendruckplateaus (ETS zu lang)
     

Maximale TI (TI max) 

Beginnen Sie mit 125 % einer für das Alter des Patienten geeigneten TI.

Nach Erreichen eines stabilen Zustands verkürzen Sie die Zeit auf das Minimum der TI max, das toleriert werden kann.

Referenzen: Siehe unten (Demirakça, S. (2017). Akutes respiratorisches Versagen: nichtinvasive Beatmung im Kindesalter. Intensivmedizin up2date, 13(04), 443-459.1​,  Medina A, Pons-Odena M, Martinon-Torres F, eds. Non-invasive Ventilation in Pediatrics. 3rd ed. Barcelona: Ergon; 20152​)

Screenshot showing settings for ETS
Abbildung 5
Screenshot showing settings for ETS
Abbildung 5
Screenshot showing settings for Ti max
Abbildung 6
Screenshot showing settings for Ti max
Abbildung 6

Akutes respiratorisches Versagen: nichtinvasive Beatmung im Kindesalter

Demirakça, S. (2017). Akutes respiratorisches Versagen: nichtinvasive Beatmung im Kindesalter. Intensivmedizin up2date, 13(04), 443-459.

Non-invasive Ventilation in Pediatrics

Medina A, Pons-Odena M, Martinon-Torres F, eds. Non-invasive Ventilation in Pediatrics. 3rd ed. Barcelona: Ergon; 2015