Autor: Giorgio Iotti, Caroline Brown
Datum: 29.04.2025
Das Verhältnis von Recruitment zu Inflation anhand der Monitoringwerte Ihres Beatmungsgerätes bestimmen.
Das Verhältnis von Recruitment zu Inflation (R/I) ermöglicht es Klinikern, die Rekrutierbarkeit am Patientenbett zu bewerten, damit der PEEP-Wert entsprechend angepasst werden kann. Mithilfe der Single-Breath-Methode, wie sie von Chen et al. (
Im folgenden Abschnitt erläutern wir Schritt für Schritt, wie die Methode am Beatmungsgerät HAMILTON-C6 durchgeführt wird.
Der Patient sollte im (S)CMV-Modus mit einem PEEP von 15 cmH2O für 30 Minuten beatmet werden (siehe Abbildung 1). Die Inspirationspause sollte auf den Minimalwert von 5 % eingestellt sein. Wir empfehlen die Verwendung einer Zeitskala von 30 Sekunden, um sicherzustellen, dass der relevante Teil der Kurven nicht verschwindet, bevor der Bildschirm einfriert.
Setzen Sie den Cursor am Ende der letzten Exspiration bei dem höheren PEEP-Niveau (siehe Abbildung 5).
Bewegen Sie den Cursor zum Ende der ersten Exspiration beim niedrigeren PEEP-Niveau (siehe Abbildung 6). Hier können Sie den tatsächlichen Wert von PEEP,tief sowie das endexspiratorische Volumen gegenüber dem Ausgangswert ablesen (End-exp Vol, nicht direkt auf der Kurve sichtbar, aber mit dem Cursor erfassbar). Das zusätzliche exspiratorische Tidalvolumen (VTe,plus), das durch Deflation und De-Recruitment bedingt ist, entspricht der Gegenzahl des End-exp. Vol.
Nun können Sie den PEEP-Unterschied berechnen:
Positionieren Sie den Cursor am Ende des ersten inspiratorischen Plateaus beim niedrigeren PEEP-Niveau (siehe Abbildung 7). Hier werden der Plateau-Druck (Pplateau,tief) und das inspiratorische Atemvolumen (VTi,tief) gemessen.
Nun können Sie den Driving Pressure und die Compliance beim niedrigeren PEEP-Niveau berechnen:
Nachdem Sie die Cursor-Messungen in den Schritten 1, 2 und 3 durchgeführt haben, prüfen Sie die PEEP-Einstellung. Für die Messung des R/I-Verhältnisses ist nur ein Atemzug beim niedrigeren PEEP-Niveau erforderlich. Wenn die Beatmung beim niedrigeren PEEP-Niveau verlängert wird, kann dies zu einem umfassenden Alveolarkollaps führen, der den Gasaustausch massiv beeinträchtigen könnte.
Mit den erfassten Werten können Sie nun die Änderung im Volumen berechnen, die bei der untersuchten PEEP-Änderung nur durch die alveoläre Inflation (Vinflated) und die durch das alveoläre Recruitment (Vrecruited) entsteht.
Diese beiden Werte ergeben das Verhältnis von Recruitment zu Inflation.
R/I-Werte unterhalb von 0,3 – 0,4 weisen auf eine niedrige Rekrutierbarkeit hin. Hier könnte ein niedriger PEEP-Wert im Bereich von 5 bis 8 cmH2O wie im vorliegenden Beispiel die geeignetere Wahl sein. Demgegenüber wurde ein PEEP-Niveau von mindestens 12 cmH2O für Fälle vorgeschlagen, bei denen R/I-Werte über 0,6 – 0,7 eine hohe Rekrutierbarkeit anzeigen. Mittlere PEEP-Werte wurden vorgeschlagen, wenn sich der R/I-Wert in der Nähe von 0,5 befindet (